Mittwoch, 11. Juni 2014

HISTORISCHE DECKEN - GEWOELBE - MALEREI JAGDMOTIV JUDENSCHULE/RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN



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*            *Auch wenn das Sich-Gewoehnen  an das Ignorieren der unuebersehbaren Tatsachen durch die Wissenschaft real beabsichtigter Natur zu sein scheint und somit durchaus als 'loebliche' Methode  ausweisbar zeichnen kann . . .  Die Fakten sprechen fuer sich :   Es besteht ein eindeutiger Bezug zum sogenannten Jagdmotiv in der ehemaligen Judenschule (heute Rathaus) zu dem um 1272/73 entstandenen Wormser Machsor . . .  



THUERINGER  ALLGEMEINE  12.10.13  ARTIKEL 29

Zur Deutung des Jagdmotivs keine offiziellen Erklaerungen

Der große Rathaussaal in Mühlhausen und seine Bemalung der Holztonne ist in meinen Zeitungsartikeln schon öfters beschrieben worden. Dem ist noch einiges hinzuzufügen. Zuvor aber sei  als Gedankenstütze nur kurz etwas zur Holztonnenbemalung ins Gedächtnis gerufen: 
- In den sechs Gurtbögen der großen Rathaustonne sind deutlich sechs Gurtbögen mit jeweils 12 Ringen (Medallions) zu erkennen; der siebte Gurtbogen besitzt keine solche Ringe. 
 - Zwischen diesen sieben Gurtbögen sieht man heute graue Flächen, die 1914 noch mit goldenen   Sternen auf blauem Grund ausgemalt waren.
- Am ersten und letzten der mit Weinlaub ausgemalt ist, sind die ehemals grauen Felder breiter    dargestellt, sodass die fünf mittleren Gurtbögen auf das Hauptthema  verweisen.
- Die fünf der mittleren Gurtbögen zeigen Spruchbänder , die im ersten und im letzten Gurtbogen fehlen.
- Insgesamt sind in der Holztonne 72 Ringe (Medallions) zu finden.                                                 
- Am Tonnenansatz, in den ehemals blauen Feldern, befanden sich bis 1956 noch jeweils fünf         Tafeln (Bilder) auf der Süd- und auf  der Nordseite

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MOTIV: SYSTEMSKIZZE  RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN UM 1330 
(DIE BILDER AUF DEN SPRUCHBAENDERN SIND NICHT MEHR ERHALTEN...UM 1914 DURCH DARSTELLUNG EINER ROSETTE ERSETZT DURCH MALER A.LEUSCH)
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Dieses Ensemble erlaubt die Deutung: „Gott schuf die Welt in sechs Tagen und am siebten schuf er die Ruhe (Sabbat).“ Die sechs Schöpfungstage umfassen auch sechs Nächte. Moses empfing am siebten Tag die zwei steinernen Gesetzestafeln, die im Osten aufgestellt werden, davon zeigt die rechte nach Süden und die linke nach Norden. Der einzige Gurtbogen ohne Spruchbänder, gleich an der Ostwand, symbolisiert die 12 himmlischen Tore, dessen Fundamente die 12 Stämme Israels darstellen. Zu den wichtigsten Büchern im Judentum zählen die fünf Bücher Moses in der Thora, die sich mit den fünf Gurtbögen und den 30 Spruchbändern in der Mitte andeuten. Die in der Holztonne befindlichen 72 Medallions symbolisieren die 72 heiligen Namen Gottes in der Kabbala. 
Am Tonnenansatz der Nordwand befindet sich das so genannte ,,Jagdmotiv“, das bisher wenig Beachtung fand. Hier ist zu beachten, dass die Lese- bzw. Erzählweise von rechts nach links, also in jüdischer Lesenweise verläuft. 
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MOTIV: HORNBLASENDER JAEGER MIT ZWEI JAGDHUNDEN; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN
(1914 VERMERKT DER RESTAURATOR A. LEUSCH SEINE DEKORATIVE VERAENDERUNG DER 'WETTERHARTEN' ZUEGE - BILDERVERBOT - AM HORNBLASENDEN JAEGER.)


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 Nach meiner Ansicht stellt der Horn blasende Jäger auf einer Verfolgung des Hasen eine Metapher der Verfolgung der Juden durch die Christen dar. Zu diesem Thema verweise ich auf die Schwabacher Laubhütte in der Synagogenstraße 10 in Schwabach. Dieses Haus wird 1795 von Moses Löw Koppel erworben, der daraufhin in einer Bodenkammer eine Laubhütte einbauen lässt. Ein Teil der Originalmalerei hat sich bis heute erhalten. Zu diesem Thema auf: „Franconia Judaica 4“ von  Christiane Twiehaus: ,, Die Südseite zeigt eine Jagdszene mit Reiter und einem Hund, der einen Hasen jagt. Daneben ist ein Hirsch erkennbar, sowie ganz rechts ein Baum, als dekoratives Teil dieser landschaftlichen Jagdszene. 
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MOTIV: VORFOLGUNG DES HASEN; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN

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Um diese Hasenjagd zu verstehen, muss man am Wort selbst ansetzen: Es leitet sich vom Begriff ,,Jaknhas“ ab. Die Konsonanten dieses Wortes wiederum sind die Anfangsbuchstaben der fünf Segenssprüche, die bei einem Schabbatausgang, der auf einen Feiertag fällt, gesprochen werden. Also handelt es sich hierbei um eine mnemotechnische Darstellung. Das  ,,J“ steht für ,,Jajin“ (Wein) und meint den Segen über den Wein. ,,K“ steht für ,,Kiddusch“ (Heiligung), die Heiligung des Feiertages. ,,N“ ist der Anfangsbuchstabe von ,,Ner“ (Licht) und meint den Lichtsegen. ,,H“ steht für ,,Hawdala“ (Trennung) und steht für den Segen am Schabbatausgang. Der letzte Buchstabe ,,S“ steht für ,,Sman“ (die Zeit); es ist dies der Segen der gemeinsamen Festtagszeit. Diese Hasenjagd hat somit eine ganz tiefere Bedeutung, als der unbefangene 
Nicht-Jude vermutet. 

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MOTIV: VORFOLGUNG DES HIRSCHES; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN

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Selbst der Hirsch erhält in diesem Zusammenhang eine symbolische Bedeutung: er ist nicht nur Symbol für den Stamm Naphtali, sondern auch Sinnbild für Israel unter den Völkern und für den gottesfürchtig tätigen Juden. Rachel Wischnitzer- Bernstein führt in ,,Gestalten und Symbole der jüdischen Kunst“ einige Beispiele dieser Hirschjagd und auch der Hasenjagd aus mittelalterlichen hebräischen Handschriften an und betont die Eigenständigkeit des Motivs, das eben keine Darstellung der Hasenjagd sei. 

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DARSTELLUNG AUS DEM WORMSER MACHSOR VON 1272/73
 (JUEDISCHES GEBETSBUCH; GENUTZT AN FESTTAGEN)

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„Somit wird hier neben der mnemotechnischen Abbildung auf einer zweiten Ebene die Verfolgung 
Israels veranschaulicht.“ Zur Deutung besagten Jagdmotivs in der Muehlhaeuser Rathaustonne gibt es durch die Geschichtsforschung offensichtlich keine Erklaerung.


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