Freitag, 27. Juni 2014
Dienstag, 24. Juni 2014
...EINE 700 JAHRE ALTE SCHULTAFEL HINTER DER ZIEGELSTEINMAUER .....?
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Thueringer Allgemeine 19.10.13 Artikel 30
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Thueringer Allgemeine 19.10.13 Artikel 30
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Bilder im Rathaus
erzählen Fabeln mit Reineke Fuchs. Hierzu finden sich religiöse
Bezüge. So etwa schreibt Jutta Schuhmacher in S´efer Mi´slé
Su´olim Folgendes: „In der religiösen und weltlichen
hebräischen Dichtung galt es als besonders kunstvoll, möglichst
viele Zitate und Wendungen aus dem originären biblischen Texte zu
lösen und zu einem inhaltlich eigenständigen Werke
zusammenzusetzen. Zweck dieser stilistischen Eigenart war es, den
Leser jeglicher Lektüre auf spielerische Weise mit der heiligen
Schrift zu verbinden.“ Wenn in den Fuchsfabeln in der großen
Rathaushalle des Mühlhäuser Rathauses Bibelzitate zu finden sind,
so fragt sich, für welche Besucher sie gedacht sind, um auf
spielerische Weise in die heiligen Bücher einzuführen.
Auffallend ist
zunächst, dass diese Abbildungen – anders als in der kleinen
Rathaushalle – nicht in einer Flucht stehen und dass die Tonne
unterschiedliche Höhen aufweist. Dafür muss nach meiner Ansicht ein
liturgischer Grund vorliegen. - Im Talmud heißt es, die Synagoge
sollte im jüdischen Wohnviertel möglichst das höchste Gebäude
sein (kleine Rathaustonne).
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Im Gewirr von Gassen das Muehlhaeuser Rathaus mit liturgischer Ost - West - Ausrichtung; Beim hoechsten Gebaeude des Ensembles mueßte es sich um die Synagoge handeln mit dahinterliegemder Judenschule (Jeshiwa).
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An das Gotteshaus wird in einigen Fällen
ein Lehrsaal (Judenschule) angebaut, doch ist dies in der Regel eher
bei wohlhabenden Gemeinden der Fall. Da dort gelehrt und gebetet
wird, setzt dies ein Misrach, ein nach Osten ausgerichtetes Fenster
voraus.
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Rest der Ostwand mit dem Misrachfenster am kleinen Aufgang zum heutigen Suedfluegel des Muehlhaeuser Rathauses
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Dieses Gebäude
konnte mit dem Misrachfenster in Mühlhausen nicht nach Norden gebaut
werden, in diesem Falle man den Zugang zum Judenhof (heute Eingang
zum Ratskeller) verbaut. In die Höhe zu bauen war ausgeschlossen, da
die Synagoge als höchstes Gebäude zeichnet. Die einzige Möglichkeit
war, wie in dem heutigen Rathaus Saal zu erkennen ist, das gesamte
Gebäude ein Fenster breit nach Süden zu versetzen. Ein solches
Misrachfenster hat sich gemeinsam mit der kleinen Eisentruhe, jetzt
zugemauert, in der Ostwand der großen Rathaushalle erhalten.
Diese Baumaßnahme
weißt unmissverständlich auf den architektonischen Tatbestand einer
Trennung (Wand) zwischen dem großen und kleinen Saale hin.
Eine Frage quälte
mich allerdings seit Jahren. Warum wurde zwischen dem Rathaussaal und
der Ratsstube nicht wie üblich eine Fachwerkwand, sondern eine
starke Bohlenwand gesetzt? Ein Satz, kürzlich im Buche von Simon
Paulus entdeckt, löste durch seine Einfachheit bei mir einen
Freudenschrei aus. Aus Simon Paulus: In einer Jeshiva (Lehrsaal)
saßen die Studenten ,,mit den Rücken zum Aaron ha qodesh
(Thoraschrein)'', obwohl ,,man nicht mit dem Rücken zum Aaron ha
qodesh steht''. Wenn die Jünger (Schüler) mit dem Rücken zur
Ostwand sitzen, schauen sie auf die Westwand. Im Mühlhäuser Rathaus
wäre das der Blick auf die Wand aus starken Bohlen. Was befindet
sich bis zum heutigen Tage in jedem Klassenzimmer? – Eine
Schultafel !
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Was kann so schaebig sein am altehrwuerdigen Saal des stolzen Rathauses, daß man eine Wand zum Verdecken von ...?? ... davorsetzen wollte?
Frisch vermauerte Wand an der Westseite der Rathaushalle aus dem Jahre 1913/14, dahinter ist die Bohlenwand mit der vermuteten einstigen Schultafel der wahrscheinlichen juedischen Schule.
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Um den
mittlerweile recht schäbigen Anblick der Wand aus Brettern zu
verbergen, setzte man um 1914 eine Ziegelsteinmauer davor. Ich blicke
mit Vorfreude in jene Zukunft, in der man durch Öffnung des
Mauerwerks eine siebenhundert Jahre alte Schultafel zum Vorschein
bringt. Damit der realen Gefahr des Abwertens als Phantasterei des
hier Dargelegten im Voraus widersprochen werden kann. Aus Die
Architektur der Synagoge im Mittelalter von Simon Paulus: „Der
fließende funktionelle Übergang äußert sich auch darin, dass in
den Fällen, wo es zur Einrichtung einer eignen Talmudhochschule
(Jeschiva, Bet Midrach) kommt, in diesen Räumlichkeiten von den
Studenten auch der Gottesdienst abgehalten wird.“ Oder aus
Allgemeine Beiträge zur Jüdischen Geschichte in Augsburg: ,,War
die Synagoge der religiöse Mittelpunkt der Gemeinde, so bildete die
Judenschule den kommunalen; sie war Rathaus und Gerichtsgebäude
zugleich.
Der
Judenmeister galt als Judenrichter, die zwölf Männer des
Gemeinderates fungierten bei Gerichtsverhandlungen als Schöffen.
Natürlich erstreckte sich die Kompetenz des Jüdischen Gerichtes nur
auf die Streitigkeiten untereinander. Leibesstrafen jedoch konnte nur
der Vogt verfügen. Bei Streitigkeiten zwischen Christen und Jud hat
ein gemischtes Gericht aus zwölf Christen und auch zwölf Juden
bestehend zusammen...''
Erwähnenswert ist
dabei, dass für die Wahl der zwölf jüdischen Schöffen nur
Deutsche, nicht Wällsche Juden (das heißt Fremde, z. B. Engländer,
Franzosen) ernannt wurden.
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Mittwoch, 11. Juni 2014
HISTORISCHE DECKEN - GEWOELBE - MALEREI JAGDMOTIV JUDENSCHULE/RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN
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* *Auch wenn das Sich-Gewoehnen an das Ignorieren der unuebersehbaren Tatsachen durch die Wissenschaft real beabsichtigter Natur zu sein scheint und somit durchaus als 'loebliche' Methode ausweisbar zeichnen kann . . . Die Fakten sprechen fuer sich : Es besteht ein eindeutiger Bezug zum sogenannten Jagdmotiv in der ehemaligen Judenschule (heute Rathaus) zu dem um 1272/73 entstandenen Wormser Machsor . . .
THUERINGER ALLGEMEINE 12.10.13 ARTIKEL 29
Zur Deutung des Jagdmotivs keine offiziellen Erklaerungen
Der große Rathaussaal in Mühlhausen und seine Bemalung der Holztonne ist in meinen Zeitungsartikeln schon öfters beschrieben worden. Dem ist noch einiges hinzuzufügen. Zuvor aber sei als Gedankenstütze nur kurz etwas zur Holztonnenbemalung ins Gedächtnis gerufen:
- In den sechs Gurtbögen der großen Rathaustonne sind deutlich sechs Gurtbögen mit jeweils 12 Ringen (Medallions) zu erkennen; der siebte Gurtbogen besitzt keine solche Ringe.
- Zwischen diesen sieben Gurtbögen sieht man heute graue Flächen, die 1914 noch mit goldenen Sternen auf blauem Grund ausgemalt waren.
- Am ersten und letzten der mit Weinlaub ausgemalt ist, sind die ehemals grauen Felder breiter dargestellt, sodass die fünf mittleren Gurtbögen auf das Hauptthema verweisen.
- Die fünf der mittleren Gurtbögen zeigen Spruchbänder , die im ersten und im letzten Gurtbogen fehlen.
- Insgesamt sind in der Holztonne 72 Ringe (Medallions) zu finden.
- Insgesamt sind in der Holztonne 72 Ringe (Medallions) zu finden.
- Am Tonnenansatz, in den ehemals blauen Feldern, befanden sich bis 1956 noch jeweils fünf Tafeln (Bilder) auf der Süd- und auf der Nordseite
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MOTIV: SYSTEMSKIZZE RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN UM 1330
(DIE BILDER AUF DEN SPRUCHBAENDERN SIND NICHT MEHR ERHALTEN...UM 1914 DURCH DARSTELLUNG EINER ROSETTE ERSETZT DURCH MALER A.LEUSCH)
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MOTIV: SYSTEMSKIZZE RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN UM 1330
(DIE BILDER AUF DEN SPRUCHBAENDERN SIND NICHT MEHR ERHALTEN...UM 1914 DURCH DARSTELLUNG EINER ROSETTE ERSETZT DURCH MALER A.LEUSCH)
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Dieses Ensemble erlaubt die Deutung: „Gott schuf die Welt in sechs Tagen und am siebten schuf er die Ruhe (Sabbat).“ Die sechs Schöpfungstage umfassen auch sechs Nächte. Moses empfing am siebten Tag die zwei steinernen Gesetzestafeln, die im Osten aufgestellt werden, davon zeigt die rechte nach Süden und die linke nach Norden. Der einzige Gurtbogen ohne Spruchbänder, gleich an der Ostwand, symbolisiert die 12 himmlischen Tore, dessen Fundamente die 12 Stämme Israels darstellen. Zu den wichtigsten Büchern im Judentum zählen die fünf Bücher Moses in der Thora, die sich mit den fünf Gurtbögen und den 30 Spruchbändern in der Mitte andeuten. Die in der Holztonne befindlichen 72 Medallions symbolisieren die 72 heiligen Namen Gottes in der Kabbala.
Am Tonnenansatz der Nordwand befindet sich das so genannte ,,Jagdmotiv“, das bisher wenig Beachtung fand. Hier ist zu beachten, dass die Lese- bzw. Erzählweise von rechts nach links, also in jüdischer Lesenweise verläuft.
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MOTIV: HORNBLASENDER JAEGER MIT ZWEI JAGDHUNDEN; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN
(1914 VERMERKT DER RESTAURATOR A. LEUSCH SEINE DEKORATIVE VERAENDERUNG DER 'WETTERHARTEN' ZUEGE - BILDERVERBOT - AM HORNBLASENDEN JAEGER.)
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Nach meiner Ansicht stellt der Horn blasende Jäger auf einer Verfolgung des Hasen eine Metapher der Verfolgung der Juden durch die Christen dar. Zu diesem Thema verweise ich auf die Schwabacher Laubhütte in der Synagogenstraße 10 in Schwabach. Dieses Haus wird 1795 von Moses Löw Koppel erworben, der daraufhin in einer Bodenkammer eine Laubhütte einbauen lässt. Ein Teil der Originalmalerei hat sich bis heute erhalten. Zu diesem Thema auf: „Franconia Judaica 4“ von Christiane Twiehaus: ,, Die Südseite zeigt eine Jagdszene mit Reiter und einem Hund, der einen Hasen jagt. Daneben ist ein Hirsch erkennbar, sowie ganz rechts ein Baum, als dekoratives Teil dieser landschaftlichen Jagdszene.
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MOTIV: VORFOLGUNG DES HASEN; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN
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Um diese Hasenjagd zu verstehen, muss man am Wort selbst ansetzen: Es leitet sich vom Begriff ,,Jaknhas“ ab. Die Konsonanten dieses Wortes wiederum sind die Anfangsbuchstaben der fünf Segenssprüche, die bei einem Schabbatausgang, der auf einen Feiertag fällt, gesprochen werden. Also handelt es sich hierbei um eine mnemotechnische Darstellung. Das ,,J“ steht für ,,Jajin“ (Wein) und meint den Segen über den Wein. ,,K“ steht für ,,Kiddusch“ (Heiligung), die Heiligung des Feiertages. ,,N“ ist der Anfangsbuchstabe von ,,Ner“ (Licht) und meint den Lichtsegen. ,,H“ steht für ,,Hawdala“ (Trennung) und steht für den Segen am Schabbatausgang. Der letzte Buchstabe ,,S“ steht für ,,Sman“ (die Zeit); es ist dies der Segen der gemeinsamen Festtagszeit. Diese Hasenjagd hat somit eine ganz tiefere Bedeutung, als der unbefangene
Nicht-Jude vermutet.
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MOTIV: VORFOLGUNG DES HIRSCHES; RATHAUSTONNE MUEHLHAUSEN/THUERINGEN
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Selbst der Hirsch erhält in diesem Zusammenhang eine symbolische Bedeutung: er ist nicht nur Symbol für den Stamm Naphtali, sondern auch Sinnbild für Israel unter den Völkern und für den gottesfürchtig tätigen Juden. Rachel Wischnitzer- Bernstein führt in ,,Gestalten und Symbole der jüdischen Kunst“ einige Beispiele dieser Hirschjagd und auch der Hasenjagd aus mittelalterlichen hebräischen Handschriften an und betont die Eigenständigkeit des Motivs, das eben keine Darstellung der Hasenjagd sei.
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DARSTELLUNG AUS DEM WORMSER MACHSOR VON 1272/73
(JUEDISCHES GEBETSBUCH; GENUTZT AN FESTTAGEN)
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„Somit wird hier neben der mnemotechnischen Abbildung auf einer zweiten Ebene die Verfolgung
Israels veranschaulicht.“ Zur Deutung besagten Jagdmotivs in der Muehlhaeuser Rathaustonne gibt es durch die Geschichtsforschung offensichtlich keine Erklaerung.
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